Radverkehr in Köln – Kein Klimawandel in Sicht?!

 

Kurz nach Karneval veröffentlichte der ADFC die Ergebnisse seines Fahrradklimatests 2014 und – was für ein Wunder – Köln landete mal wieder auf einem der letzten Plätze (Platz 36 von 38 der Großstädte).

Zu dem Test muss man natürlich sagen, dass die Teilnehmer nicht repräsentativ ausgewählt wurden und die Bewertungen stark von den persönlichen Meinungen/Einschätzungen geprägt und nicht unbedingt objektiv sind. Aber immerhin haben in Köln über 1600 Menschen an der Befragung teilgenommen und das Ergebnis ist doch ein deutliches Zeichen, wie die RadfahrerInnen die Rahmenbedingungen für den Radverkehr in Köln wahrnehmen: noch freundlich ausgedrückt als sehr schlecht!

Unfall_Magnusstr_Hoteleinfahrt

Unfall Magnusstraße 20.1.2015 – ein Taxi rammt einen Radfahrer, der den benutzungspflichtigen (!) Radweg befährt – Kollateralschaden der Kölner Verkehrspolitik

Viel Glück beim Durchkommen!

Viel Glück beim Durchkommen!

 

Das Köln bei den Großstädten jetzt so weit hinten landet, liegt nicht unbedingt daran, dass die anderen Städte so grandios mehr für den Radverkehr tun. Zwischen Platz 23 (Essen, Note 4,0) und Platz 36 (Köln, Note 4,29) ist es nur ein marginaler Unterschied.

Und auch weiter nach vorne wird es nicht wirklich viel besser. Einzig Münster als Dauertestsieger hat eine 2 vor dem Komma.

Ernüchternd dabei ist auch, dass es bei fast allen Städten im Vergleich zum letzten Test von 2012 eine Konstanz bei den schlechten Noten gibt. Im unteren Tabellendrittel hat einzig Wuppertal eine große Verbesserung zu 2012 geschafft. Hier hat die Eröffnung der Radverbindung „Nordbahntrasse“ zu einem positiven Schub geführt. Auf 22 km Länge verbindet dieses „Leuchtturmprojekt“ auf einer alten Bahntasse nahezu steigungs- und kreuzungsfrei die Zentren der alten Industriestadt. Großes Bürgerschaftliches Engagement und einige wenige Visionäre in der Stadtverwaltung haben mit großer Beharrlichkeit in über 30 Jahren Planungszeit dieses Projekt Wirklichkeit werden lassen.

 

Militärring - nach der Fahrbahnsanierung haben jetzt die Autos dort Vorfahrt vor dem Radverkehr!

Militärring Longerich – nach der Fahrbahnsanierung haben jetzt die Autos dort Vorfahrt vor dem Radverkehr!

Heumarkt - provisorische Bushaltestelle. Ach, hier gibt es auch Radverkehr??

Heumarkt – provisorische Bushaltestelle. Ach, hier gibt es auch Radverkehr??

 

 

 

 

 

 

 

 

Und in Köln? Natürlich wird in Köln auch etwas für den Radverkehr getan: es werden Einbahnstraßen in Gegenrichtung geöffnet, es werden neue Abstellmöglichkeiten geschaffen, es werden hier und da Schutzstreifen markiert und anderes mehr. Es sind viele kleine Maßnahmen die allerdings oftmals kaum auffallen und in ihrer Ausführung oft halbherzig sind. Besonders wenn es darum geht, Parkraum für PKW durch sinnvoll breite Rad- und Fußverkehrsflächen zu ersetzen. Selbst Gefahrenpunkte, an denen RadfahrerInnen regelmäßig in Unfälle verwickelt werden und es teilweise in der Vergangenheit zu tödlichen Unfällen kam, werden über Jahre hinweg nicht entschärft. Dazu kommt das großzügige Nichtahnden von Falschparkern auf Radwegen und die in der Regel miserable Führung des Radverkehrs in Baustellenbereichen (Radfahrer absteigen!), was den Kölner RadfahrerInnen nochmals besonders aufstößt – hier gibt es eine klare Note mangelhaft.

Köln im März 2015 - Radfahrer absteigen!

Radweg Ende – und wie geht’s hier weiter?

Viel zu schmaler Radweg und dann auch noch zugeparkt

Viel zu schmaler Radweg und dann auch noch zugeparkt

 

 

 

 

 

 

 

 

Vor allem aber stehen Tempo und Umfang der von der Stadt durchgeführten Maßnahmen im krassen Wiederspruch zum rasant zunehmenden Radverkehr und der Masse der eigentlich nötigen Verbesserungen.

Und ein „Leuchtturmprojekt“ wie in Wuppertal, etwas dass zeigt, dass es im Verkehrsbereich wirklich in eine andere Richtung weitergeht sucht man in Köln vergeblich. Stattdessen baut man wie jetzt am Kümpchenshof weiter lieber Fahrspuren für den MIV.

 

Um den Radverkehr in Köln wirklich nach vorne zu bringen fehlt es drei Dingen:

  Geld, Geld, Geld!

Geld für ausreichendes und gut geschultes Personal in der Verwaltung.

Geld für die rasche Umsetzung von Maßnahmen zur Verbesserung der Radinfrastruktur (z.B. Umsetzung Radverkehrskonzept Innenstadt)

Geld für eine offensive Kampagne „Pro Rad“. Eine Kampagne, die sich an die Öffentlichkeit richtet, aber auch und vor allem an die Menschen in Politik und Verwaltung, damit dort endlich „Fahrrad“ gedacht wird.

Verkehrspolitik

Parteien für den Radverkehr? Wohl eher nicht!

 

Aber leider fehlt es in Köln vor allem an einem: einer politischen Mehrheit für eine neue Verkehrspolitik!

Man muss es leider sagen: Weite Teile von Politik und Verwaltung sind gedanklich in den 60er Jahren stehen geblieben und denken und handeln in erster Linie immer noch für den Autoverkehr. Bestes Beispiel ist die jetzt anstehende Verlängerung der Gürtelstraße für den Autoverkehr quer durch die Nippesser Grünanlagen. So etwas wie den ADFC-Fahrradklimatest nimmt man in diesen Kreisen wenn überhaupt nur am Rande war.

Umdenken, Innovationsfreudigkeit? Fehlanzeige!

Neuverteilung von Ressourcen und vor allem Verkehrsflächen? Gott bewahre!

 

Und so wird es auch weiterhin vor allem Beharrlichkeit und großem Bürgerschaftlichem Engagement bedürfen, um den Radverkehr in Köln voran zubringen.

30 Jahre wie in Wuppertal werden wir wohl hoffentlich für eine Verbesserung im ADFC-Ranking nicht mehr warten müssen…