[one_half]Umgebung_Radverkehrsoptimierung

Die von der Verwaltung vorgelegte Planung für den Umbau der Straße Am Kümpchenshof sieht in Zukunft fünf Fahrspuren für den MIV (Motorisierter Individualverkehr) vor. Die neugeplante fünfte Fahrspur in Richtung Westen soll als Zufahrt für die Tiefgarage des Mediaparks dienen und angeblich zur Stauvermeidung an dieser Stelle beitragen.


Hier der gemeinsame Antrag (PDF zum Download) von DEINE FREUNDE mit der Fraktion DIE LINKE und der Gruppe Piraten für den Verkehrsausschuss am 2. Dezember 2014.


Verkehrsbeobachtung an verschiedenen Tagen und zu verschiedenen Uhrzeiten konnten i.d.R. an dieser Stelle keinen signifikanten Stau feststellen. Während des Berufsverkehrs Morgens und Abends fließt nur ein unbedeutender Teil (ca. 1%) des Verkehrs in die Tiefgarage ab. Der weitaus größte Teil fließt ungestört in Richtung Erftstraße/ Subbelrather Straße und erst hinter der Einmündung der Spichernstraße kommt es durch Rückstau von der Einmündung der A57 zu Verkehrsbehinderungen.

Nur zu kurzen Zeiten außerhalb des Berufsverkehrs, an Freitag- und Samstag-Abenden kommt es zu einem deutlichen Rückstau aus der Tiefgarage des Mediaparks, mit entsprechenden Behinderungen auf der rechten der westlich führenden Fahrspuren. Dadurch kommt es z.T. zu einem Rückstau bis auf die aus Richtung Ebertplatz kommende Rechts-Abbiegespur auf dem Hansaring.

Hier handelt es sich um Besucher des Kinos Cinedom. Beobachtungen haben gezeigt, dass die Kapazitäten der Tiefgarage des Cinedoms für die Masse der zu dem Zeitpunkt mit dem PKW kommenden Besucher nicht ausreichend dimensioniert ist.[/one_half][one_half_last]Das Parkhaus ist teilweise komplett gefüllt und es muss vor der geschlossenen Schranke gewartet werden, bis ein Auto die Garage wieder verlassen hat. Dies erst führt zu dem Rückstau bis auf die Straße.

Hier liegt es in der Verantwortung des Kinobetreibers, für seine Gäste ausreichend Parkfläche vorzuhalten. Dies könnte z.B. durch Anmietung von zu der Zeit nicht genutzten Parkflächen der Bürohäuser im Mediapark inkl. eines sinnvollen Parkleitsystems geschehen.

Die neugeplante Abbiegespur Am Kümpchenshof wird an der Stauproblematik nichts ändern. Besonders für die Fahrer aus Richtung Ebertplatz wird es keine Veränderung geben, da ja wie bisher nur eine Abbiegespur in Richtung Am Kümpchenshof vorhanden sein wird und Besucher des Cinedoms nicht in die bereits vollstehende Abbiegespur Richtung Tiefgarage vorfahren können.

Durch die geplante 5. Fahrspur wird in nicht mehr zeitgemäßer Art und Weise einzig an die (angeblichen) Problemen des MIV gedacht. Dringende Verbesserungen für den Fußverkehr, vor allem aber für die wichtige und hochfrequentierte Radverkehrsachse Maybachstraße werden nicht oder nur halbherzig umgesetzt. Im Gegenteil,

Verkehrsfläche wird dem Fuß-und Radverkehr entzogen und dem MIV zugeschlagen. Durch einen Verzicht auf die 5. Fahrspur wäre Platz für eine andere, zukunftsweisende Aufteilung des Verkehrsraums vorhanden. Im Netzentwurf zum Radverkehrskonzept Innenstadt wird an dieser Stelle eine eigene Infrastruktur für den Radverkehr gefordert. Seit 23 Jahren, seit der Eröffnung des Cinedoms gibt es an dieser Stelle die Situation mit der Tiefgarage. Eine Dringlichkeit wie von der Verwaltung angebracht liegt wohl kaum vor und es sollte Zeit für eine sachliche Diskussion über die vorgelegte Planung möglich sein.

Zur Kritik an der vorhandenen Planung und unseren Ideen/Forderungen jetzt im Detail: (die Zahlen verweisen auf Punkte im beiliegenden Bauplan) Kritik (rote Punkte):[/one_half_last]

Unsere Kritikpunkte am Baubeschluss "Am Kümpchenshof"

Unsere Kritikpunkte am Baubeschluss “Am Kümpchenshof”

  1. Fahrspur: über die generelle Sinnhaftigkeit haben wir bereits oben geschrieben. Die Verwaltung plant den Radverkehr ab den Ringen in Richtung Maybachstraße gemeinsam mit dem MIV auf der Zufahrt zur Tiefgarage zu führen, ohne jegliche Markierung eines Schutzstreifens o.ä.. Bei einer hier geplanten Fahrbahnbreite von 2,75m ist ein Rechtsseitiges Überholen von Fahrzeugen durch Radfahrer nicht möglich. Zusätzlich droht hier Gefahr durch aussteigende Personen, wie es schon heute regelmäßig zu beobachten ist. Ebenso kann man davon ausgehen, das in verkehrsarmen Zeiten die Abbiegespur zum Kurzparken genutzt wird, besonders von Taxen, die vor dem Motel One halten.
  2. Gehwegbreite Ecke Hansaring: Durch den Bau des Hotels wurde Gehweg an der Ecke Hansaring auf 1,50m verengt (wie das genehmigt werden konnte steht auf einem ganz anderen Blatt). In den vorliegenden Planungen wird hier dem Fußverkehr kaum mehr Platz zu gestanden.
  3. Nördlicher Gehweg „Am Kümpchenshof“: Der Gehweg wird hier unter einem Arkadengang des Motel One geführt. Durch die Säulen verengt sich der Gehweg auf 1,89m und entspricht in keiner Weise mehr den heute geforderten Mindestbreiten von Gehwegen. Grundsätzlich sind Arkadengänge bei Fußgänger nicht besonders beliebt, schade, dass hier nicht eine andere Lösung gefunden wurde.
  4. Ende Arkadengang Richtung Cinedom: Am Ende des Arkadengangs treffen die Fußgänger unvermittelt auf den Richtung Norden (Maybachstraße) geführten Radverkehr. Durch den Arkadengang werden erst spät Sichtbeziehungen möglich sein und Konflikte zwischen Rad- und Fußverkehr sind hier vorprogrammiert.
  5. Platzfläche vor dem Cinedom: Die bisher vorhanden Platzfläche an der Ecke Maybachstraße/Am Kümpchenshof wird fast vollständig der zukünftigen Abbiegespur und der Verlagerung der Fahrspuren nach Norden geopfert. Um 5,75m wird hier der Bordstein zurückversetzt! Fußgänger, die die Querung der Straße Am Kümpchenshof nutzen, müssen in Zukunft erst um die Bäume gehen, bevor sie in Richtung Cinedom gelangen können. Die Wege werden längen.
  6. Bäume Maybachstraße: Es wird direkt im Kronenbereich der beiden Bäume gearbeitet. Es steht zu befürchten, dass die Bäume diese Baumaßnahmen nicht unbeschadet überstehen werden.
  7. Entflechtung Rad/MIV: In der Begründung des Baubeschlusses steht „Die Ver- und Entflechtung (Anm. von MIV und Radverkehr) findet gesichert in den beiden Knotenpunkten statt“ Wie an der Einmündung in die Tiefgarage der abbiegende MIV und der geradeausfahrende Radverkehr gesichert entflechtet werden soll ist nicht erkennbar.
  8. Anbindung Radverkehr Maybachstraße: Die Maybachstraße ist die Verbindung für Radfahrer vom Agnesviertel in Richtung Belgisches Viertel/ Innenstadt/ Ehrenfeld. Schon heute ist auf dieser Straße ein deutlich höherer Anteil von Radfahrern gegenüber dem MIV zu beobachten. Diese Bedeutung wird in Zukunft noch steigen und findet sich aus gutem Grund als wichtige Verbindung im Netzentwurf des Radverkehrskonzepts Innenstadt wieder. Diese Bedeutung findet sich in keiner Weise in den Planungen wieder. Eine Führung des Radverkehrs über die Fläche zwischen Motel One und Cinedom ist nicht erkennbar. Wahrscheinlich ist geplant, wie heute die Fläche als „Gehweg/Radfahrer frei“ zu markieren, was in Hinblick auf eine weitere Zunahme des Radverkehrs in diesem Bereich nicht akzeptabel ist.
  9. Ampel Einfahrt Tiefgarage: Die Ampeschaltung muss dringend angepaßt werden. Fußgänger und Radfahrer warten hier unverhältnismäßig lange auf Grün, nur damit die gelegentlich in die Tiefgarage einbiegenden Autos ungestört einfahren können. Grundsätzlich darf es im gesamten Bereich keine Anforderungsampeln für Radfahrer und Fußgänger mehr geben.
  10. Aufweitung MIV Fahrstreifen im Kurvenbereich: Im Bereich der Abbiegung werden jeweils die Außenfahrspuren massiv aufgeweitet. Im Bestand ist dies zur Zeit nur bei der nördlichen Fahrspur der Fall und macht hier auch z.T. Sinn für den in die Tiefgarage abbiegenden MIV. Die aufgeweiteten Fahrspuren führen zu höheren Geschwindigkeiten des MIV und reduzieren die im Knoten dringend benötigten Flächen für den Rad- und Fußverkehr.
  11. Gehwegbreite: Der Gehweg an der Ecke Maybachstraße/Am Kümpchenshof ist viel zu schmal. Zwar verbreitert er sich im weiteren Verlauf Richtung Ringe auf angenehme 3,25m, allerdings ist gerade auf der Ecke mit dem Eingang der Sushibar einer der Hauptwege für Fußgänger. Hier kommt es schon heute regelmäßig zu starkem Gedränge auf dem Gehweg.
  12. Fehlende Aufstellfläche/Führung Radverkehr: Aus Richtung Süden kommend gibt es keine Aufstellfläche für Radfahrer in Richtung Maybachstraße. Überhaupt ist die Radverkehrsführung in dem Bereich dringend verbesserungswürdig. Für Radfahrer in Richtung Ringe dürfte es schwierig werden, an den wartenden Radfahrern in Richtung Maybachstraße vorbei in Richtung Schutzstreifen zu gelangen. Durch zahlreiche Gastronomiebetriebe gibt es in dem kompletten Bereich immer wieder Konflikte zwischen Radfahrern und Fußgängern.
  13. Markierung Querung Am Kümpchenshof: Die Markierung für den Radverkehr ist hier nur 2m breit gegenüber 3m für den Fußverkehr. Dabei sammeln sich bis zur Grünschaltung hier immer große Pulks von Radfahrern, die beim Überqueren entsprechenden Platz und Überholmöglichkeiten benötigen. Außerdem fehlen (wie bisher) durch Piktogramme klare Informationen, wo sich Radfahrer und Fußgänger bewegen sollen. Die Position der Radführung ist nicht optimal (siehe Punkt 4) Ein Einbiegen aus Richtung Ringe nach Norden ist für den Radverkehr ebenso wenig berücksichtig wie die umgekehrte Fahrtrichtung.
  14. Ampelphase: bei der Querung der Straße Am Kümpchenshof müssen Fußgänger und Radfahrer nach der Planung demnächst 5 Fahrspuren überqueren. Da die Planung in erster Linie an den Bedürfnissen des MIV orientiert ist, wird es wohl kaum bei der bisherigen Länge der Grünphase für den Rad-/Fußverkehr bleiben, da auf Grund der Längeren Räumzeiten der MIV erst später Grün bekommen dürfte. Man kann davon ausgehen, dass die Grünphase für den Rad-/Fußverkehr deutlich kürzer wird.

Aus der Vielzahl der Kritikpunkte ergibt sich aus unserer Sicht die Notwendigkeit, die Planung nicht nur hier und da zu ergänzen und verändern, sondern eine komplett neue Planung unter dem Gesichtspunkt des stadteigenen Konzepts „Köln Mobil 2025“ anzugehen. In dem Konzept wird u.a. das Ziel formuliert, bis zum Jahr 2025 den MIV Anteil am kompletten Verkehrsaufkommen auf 33% zu reduzieren. Will man dieses Ziel wirklich erreichen, muss man heute anfangen, den Verkehrsraum neu und zukunftsweisend aufzuteilen. Dabei geht es hier Am Kümpchenshof noch gar nicht darum, dem MIV Fläche wegzunehmen. Aber es kann nicht sein, dass in Köln im Jahre 2015 dem Fuß-und Radverkehr Fläche zugunsten des MIV entzogen wird.

Für eine zukünftige Planung haben wir neben den oben genannten Kritikpunkten folgende Vorschläge (grüne Punkte):

  1. Wegfall der 5. Fahrspur: durch den Wegfall der in unseren Augen überflüssigen 5.Fahrspur, gäbe es die Möglichkeit, den Verkehrsraum Am Kümpchenshof unter allen Verkehrsteilnehmern neu aufzuteilen. Eine Möglichkeit wäre z.B. (von Süd nach Nord): 3m 2m 3m 3m 3m 3m 2m 4m Fußweg Radspur MIV MIV MIV MIV Radspur Fußweg (inkl. Säulen) Dem MIV bliebe immer noch mehr als die Hälfte des Verkehrsraums und wie heute 4 Fahrspuren! Die Nördliche Radspur (vor dem Motel One) müsste unbedingt baulich gegen Falschparker gesichert werden!
  2. Weitestgehender Erhalt der Platzfläche: die Rad-Verkehrsführung sollte so erfolgen, dass die Platzfläche so wenig wie möglich verkleinert wird. Der Schutz und Erhalt der Bäume sollte in den Planungen berücksichtig werden.
  3. Diagonale Querung: schon heute zeigen alle Rad/Fußampel im Knoten gleichzeitig grün an. Dadurch ist auch eine diagonale Querung von der südlichen Ecke Maybachstraße/Am Kümpchenshof (Sushi-Bar) Richtung Cinedom für Fußgänger und Radfahrer möglich (und wird auch heute schon vereinzelt so gemacht). Dies würde die Fuß- und Radverkehrsströme in Richtung Norden deutlich entzerren. Die Entfernung für Fußgänger wäre bei 4 Fahrspuren diagonal kreuzen kürzer als bei den vorgestellten 5 Fahrspuren!
  4. Mehr Fläche für Fußgänger: An den beiden Ecken muss dem Fußverkehr mehr Platz eingeräumt werden.
  5. Radverkehrsführung optimieren: Hier gilt es grundsätzlich die Überlegungen zum Radverkehrskonzept Innenstadt zu berücksichtigen. Im Idealfall sollte das damit beauftragte Planungsbüro VIA auch in die neuen Planungen zu Am Kümpchenshof mit eingebunden werden. Die Veränderungen sind zu umfassend, als das sie im Plan mit Punkten dargestellt werden könnten. Mit wenigen Maßnahmen im näheren Umfeld könnte der auch von Radverkehr hochbelastete Knoten entlastet werden. Für den aus Süden kommenden Radverkehr kann z.B. die Eftstraße bis zu den Ringen hin im letzten Stück mit wenig Aufwand optimiert werden. Dadurch würde man Rechtsabbieger an der Ecke Maybachstraße/Am Kümpchenshof minimieren.

Die fehlende Querungsmöglichkeit der Erftstraße auf Höhe der Spichernstraße führt zu zahlreichen „Geisterradlern“ auf der östlichen Radwegeseite entlang der Maybachstraße/Erftstraße in Richtung Süden. Auf Grund der beengten Situation und nicht möglichen Verbreiterung (Baumreihe) kann hier nur mit einem möglichst attraktiven Alternativangebot eine Entschärfung stattfinden. Die Querungsmöglichkeit in die Spichernstraße ist ohne Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit der Erftstraße möglich. Eine Ampel für den MIV ist dort bereist vorhanden und müsste nur auf die Belange des Rad- und Fußverkehrs angepaßt werden.

In den letzten Monaten gab es zahlreiche Veranstaltungen der Stadt Köln zur zukünftigen Entwicklung des Verkehrs unter besonderer Berücksichtigung des „Langsam-Verkehrs“, sprich Radfahrer und Fußgänger. Erinnert sei an den Vortrag von Jan Gehl im VHS-Forum, das zur Zeit laufende Bürgerbeteiligungsverfahren zum Radverkehr in der Kölner Innenstadt und zuletzt die Ausstellung „The Good City“ im Technischen Rathaus Deutz, zur Radverkehrs- und Stadtplanung in Kopenhagen.

Die Neuplanung der Straße Am Kümpchenshof könnte ein erster Schritt sein, den guten Worten auch gute Taten folgen zu lassen. Ein autogerechter Ausbau in der zur Zeit vorliegenden Art und Weise wäre ein Hohn für alle Bürger, die sich in dem laufenden Beteiligungsverfahren engagieren und auf einen echten Paradigmenwechsel in der Kölner Verkehrspolitik hoffen.