Gastbeitrag von Rainer Kiel, Künstler, Stadtplaner und Zweiradmechaniker

Parkplatz Rathaus Nippes (Foto: Rainer Kiel)

Parkplatz Rathaus Nippes (Foto: Rainer Kiel)

Noch aus den Zeiten der “autogerechten Stadt” stammt der Plan, die Gürtelstraße zwischen Mauenheim und der Mülheimer Brücke zu schließen. Dank Bürgerprotesten und leerer Stadtkasse wurde die Straße nie zu Ende gebaut. Nach der letzten Kommunalwahl wurden die alten Planungen einer vierspurigen Schnellstraße von der rot-grünen Mehrheit im Stadtrat aufgehoben. Die Verwaltung wurde statt dessen beauftragt, einen neue, abgespeckte Version der Straße zu entwickeln und spätestens mit der früher oder später anstehenden Sanierung der Betonhochbahn aus den frühen 70ern wird die Diskussion um die Straße wieder aufleben.

Egal wie die Gürtelstraße dimensioniert wird – die Argumente dagegen sind immer die gleichen: Sie zerschneidet oder tangiert wichtige Nippesser Erholungsgebiete und entwertet sie durch Lärm und Abgase. Außerdem wird neuer Durchgangsverkehr nach Nippes gelenkt, der die Verbindung Mülheimer Brücke/A57 als Alternative zur Zoobrücke nutzen wird. Es ist an der Zeit, dieses Straßenprojekt endgültig zu beerdigen und die vier Hektar Fläche mit den angrenzenden Parks sinnvoll zu verbinden.

Der Nippesser Grüngürtel

Trampelpfad Niehler Gürtel (Foto: Rainer Kiel)

Trampelpfad Niehler Gürtel (Foto: Rainer Kiel)

Schon in den 80er-Jahren wurde gefordert, die Trassenfläche zu Vernetzung der Nippesser Grünanlagen zu nutzen. Bereits im Grünplan für Köln von Fritz Schumacher aus dem Jahr 1923 wurde dieses Areal als radiale Verbindung des Inneren mit dem Äußeren Grüngürtel ausgewiesen – ein Punkt, der in den Diskussionen um die Entwicklung des Kölner Grünsystems in den letzten Jahren viel zu wenig Beachtung gefunden hat. Eine Verbindung der Trasse mit den Parks ist in vielen Bereichen mit geringem Aufwand möglich, da sich in den letzten 40 Jahren bereits eine üppige Vegetation entwickelt hat. Nur im Bereich der Neusser Straße werden große Flächen als Parkplätze genutzt. Diese gilt es schrittweise zurück zu bauen und zu entsiegeln – als ersten Schritt die Flächen südlich der Hochbahn. Hier wird schon heute ein Rad- und Fußweg geführt, der sich allerdings im weiteren Verlauf Richtung Nordpark in enge Schotterwege verzweigt. Ab der Amsterdamer Straße geht es für Radfahrer Richtung Mülheimer Brücke dann nur noch über die Barbarastraße weiter. Mit dem Ende der Planung einer Gürtelstraße gäbe es die Möglichkeit, eine schnelle und sichere Radverbindung von Mauenheim bis zur Mülheimer Brücke zu verwirklichen.

Der Niehler Fahrradgürtel

Radweg Niehler Gürtel (Rainer Kiel)

Radweg Niehler Gürtel (Rainer Kiel)

Schon heute durchzieht das Areal ein Netz von Rad- und Fußwegen. Immer wieder wurde gefordert diese stärker zu entwickeln und einen durchgehenden Hauptweg entlang der Hochbahn zu realisieren. Zuletzt im Jahr 2010 im Rahmen einer Bürgerwerkstatt des Vereins “Für Nippes e.V.” wurden detaillierte Verbesserungsvorschläge gemacht, wie mit einfachen Mitteln ein solcher Weg bis zur Amsterdamer Straße geführt werden kann. Die Beseitigung von Hindernissen, Verbesserung der Wegeoberflächen und sichere Querung der kreuzenden Straßen standen dabei Vordergrund.

In neueren Überlegungen wird nun auch eine Weiterführung auf dem Damm nördlich neben der Linie 13 zwischen Amsterdamer Straße und Boltensternstraße angedacht. Auch hier gibt es bereits einen rege genutzten Weg, der mit überschaubarem Aufwand auf einer bereits bestehenden Rampe an den Nordpark angeschlossen werden kann. Ab der Boltensternstraße soll der Radverkehr dann wieder über den bereits bestehenden Rad-Fußweg Richtung Kuhweg geführt werden. Dabei gäbe es auch die Möglichkeit, den Weg neben der Stadtbahn weiter Richtung Mülheimer Brücke zu führen. Zwischen Boltensternstraße und der Haltestelle Slabystraße gibt es auf dem Niehler Gürtel zwei Standstreifen.

Den Bahnseitigen könnte man zu einem Radweg umbauen und auf der Höhe Slabystraße in einem Geländeeinschnitt an den Verbindungsweg Kuhweg/An der Schanz anschließen. Man wäre kreuzungsfrei und sicher bis an den Fuß der Mülheimer Brücke gekommen. Die Auffahrtsituation auf die Brücke würde dadurch leider nicht verbessert. Hier wird es wohl erst Möglichkeiten zur Veränderung im Rahmen der anstehenden Sanierung der Brückenköpfe geben.

Die Idee des Rad- und Grüngürtels scheint für Köln zunächst utopisch. Allerdings allein in den letzten zwölf Jahren wurden über 300.000 Euro für die Entwicklung des Niehler Gürtels ausgegeben. Mit diesem Geld hätte man einen großen Teil der Utopie bereits verwirklichen können. Es ist höchste Zeit, das vorhandene Geld endlich sinnvoll einzusetzen.


Rainer Kiel lebt und arbeitet als freier Künstler in Köln. Er hat Geographie und Städtebau studiert und ist ausgebildeter Zweiradmechaniker.