Von unseren europäischen Nachbarländern wissen wir, wie großartig der Lastentransport in den Städten sein kann – wenn mit Lastenrädern transportiert wird. Und wer schon mal in NL, Dänemark oder Asien war, hat gesehen, WAS man ALLES mit Lastenrädern, und vor allem WIE VIEL man transportieren kann. Ein FREUND transportiere letztens die neue Spülmaschine per Lastenrad, das ging wunderbar. Auch die Stadt Köln hat die Zeichen der Zeit erkannt und fördert Lastenräder. Die Stadt Köln schreibt auf ihrer Webseite:
„Immer mehr Menschen nutzen Lastenräder. Sie ermöglichen ein schnelles, zuverlässiges, direktes und vor allem umweltfreundliches Ankommen am Ziel. Mit Elektrounterstützung ist der Fahrspaß auch auf längeren und bergigen Strecken garantiert. Lastenräder wurden bereits vor hundert Jahren zur Lieferung von Backwaren, bei der Briefzustellung und auf Werksgeländen eingesetzt. Damals war ihr Einsatz eine Selbstverständlichkeit. Heute wird das Lastenrad in anderen Branchen wie auch im Alltag neu- und wiederentdeckt.“
Das klingt nach echter Überzeugung und klingt so, als wäre es der Stadt ein echtes Anliegen, Güterverkehr aufs Lastenrad umzulenken. Bravo, we like. Und wie sieht das in der Umsetzung aus? So ein Lastenrad ist ganz schön groß. Wo parkt man das? Und wo stellt man es hin, wenn die Lasten, die das Lastenrad transportieren soll, aufs Lastenrad drauf sollen? Oder wieder runter? Na klar: Dafür gibt es ja Ladezonen. Auf den Seiten des Verkehrsclub Deutschland etwa ist zu lesen:
Lieferverkehr und Ladezonen (für Lastenräder)
- „Beim Be- und Entladen in Ladezonen mit eingeschränktem Haltverbot auf der Fahrbahn gelten die gleichen Regeln wie für Kraftfahrzeuge: Halten zum zügigen Be- und Entladen ist erlaubt, wenn Gewicht und Menge des Transportgutes die Beförderung durch ein Fahrzeug verlangen.“ https://lastenrad.vcd.org/beschaffung-und-betrieb/verkehrsrecht/
Denn es wäre ja blöd, mit so einem Lastenrad nun die ohnehin zu schmalen und oft zugeparkten Gehwege in Köln zu blockieren. (Zur Erinnerung: Auf unsere Initiative hin haben die Bezirksvertretungen Innenstadt und Ehrenfeld beschlossen, dass Gehwege 2 Meter breit freigehalten werden müssen, damit sie auch wirklich barrierefrei sind. Auf einem schmalen Gehweg darf also gar nicht geparkt werden, und auch sonst nix abgestellt werden. Die Arbeitsgemeinschaft Behindertenpolitik der Stadt hat sich dem angeschlossen.)
Die großartigen THE GOOD FOODS tragen diesen Beschluss aus Überzeugung mit und haben beides: eine eigens von THE GOOD FOOD beantragte Ladezone vor ihrem Ladenlokal in Köln-Ehrenfeld. Um den Gehweg nicht zu blockieren. UND ein – gar vom Bund gefördertes – Lastenrad. Das seht Ihr oben im Bild. Auf die Radkutsche passt eine Europalette, und sie kann 300 kg tragen! Ein perfektes Matching! Der Gehweg vorm Ladenlokal von THE GOOD FOOD ist zu schmal, als dass man dort ein Lastenrad parken könnte. Ohne die Menschen auf dem Gehweg massiv zu behindern. Was ja niemand möchte.
Doch noch wissen nicht alle Mitarbeiter*innen des städtischen Ordnungsamtes, dass eine Ladezone auch für Lastenräder ist. Nicole von THE GOOD FOOD meldete sich mit folgender Nachricht bei uns: Am Dienstag wollte das Team von THE GOOD FOOD Waren anliefern. Und stellte sich natürlich auf die Ladezone vorm Ladenlokal. Und nicht auf den Gehweg. Ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes war schnell zur Stelle und beharrte darauf, dass das Lastenrad aus der Ladezone zu schaffen sei. Und zwar SOFORT. Das Team von THE GOOD FOOD durfte nicht einmal fertig ausladen. Der Beamte sah eigentlich nur ein Problem: „Sie haben ja noch nicht mal ein Kennzeichen, mit dem ich Sie verwarnen könnte!“ Wäre die Radkutsche ein Auto, mit Kennzeichen, dann hätte sie da von ihm unbehelligt stehen dürfen.
Wir erzählen diese Geschichte, weil sie so wunderbar zeigt, wie sehr in vielen unserer Köpfe verankert ist: „Auto first.“ „Die Straße ist für Autos da.“ „Parkplätze auch.“ „Fahrräder müssen sich Autos unterordnen.“ All das ist schlicht: Falsch. Und es wird aller-allerhöchste Zeit, dass von städtischer und damit offizieller Seite gesagt wird: „Fahrräder sind gleichberechtigte Verkehrsmittel.“ „Wir wollen mehr Radverkehr in Köln.“ „Liebe Kölner*innen, bitte nutzt viel mehr das Rad, immer dann, wenn es Euch möglich ist.“ „Gehwege sind für Menschen.“ Danke an THE GOOD FOOD, die sich direkt gemeldet haben. Wir tragen diese Information weiter in die zuständigen Gremien.
Wir sind natürlich davon überzeugt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis alle Mitarbeiter*innen des Ordnungsamtes ein Rad als gleichberechtigt zum Auto anerkennen. Und wir freuen uns auch sehr über die Lastenradförderung, und die DEINE FREUNDE-Erfindung RADKOMM e.V. fährt dank der Förderung nun mit dem tollen Chike durch Köln. Alles wird sich ändern!
(Fotos: Nicole Klaski, Harald Schuster)
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