“Der große Verkehrscheck”: 11.000 Leser*innen haben sich an der Online-Umfrage des Kölner Stadtanzeigers zum Thema “Verkehrswende” beteiligt. Das Ergebnis: Die Menschen sind sehr viel weiter als ihre Repräsentant*innen in den politischen Gremien, von der schwerfälligen Verwaltung ganz zu schweigen.
Etwa 3/4 der Kölner*innen befürworten Maßnahmen, die auf eine radikale Verkehrswende zielen. Nun müssen sie bei der Kommunalwahl nur noch Parteien und Gruppen wählen, die diese Wünsche auch erfüllen. Die Konservativen Bremser um CDU, SPD und FDP sollten am besten zusammen unter 25% bekommen!
Die Ergebnisse der Umfrage könnten klarer kaum sein. Dabei decken sie sich mit dem, was man aus anderen Untersuchungen längst weiß. Die wichtigsten Werte: 79% aller Kölner*innen wünschen sich eine Vorreiterrolle ihrer Stadt bei der Verkehrswende, und satte 75% wollen eine autofreie Innenstadt.
Zugleich ist das eigene Auto längst nicht mehr das wichtigste Verkehrsmittel. Nur 53% nutzen es regelmäßig, im Gegensatz zum Fahrrad (76%) und dem ÖPNV (63%). Logisch, denn in vielen zentralen Veedeln sind Autobesitzer*innen nur noch eine kleine Minderheit. Viele von ihnen (37%) können sich allerdings noch immer nicht vorstellen, das Auto zu ersetzen. Höchste Zeit, klare Anreize zu schaffen!
Carsharing wäre hier ein möglicher Weg, und auch hierzu gibt es eine interessante Erkenntnis. 34% meinen, es sei zu teuer – was angesichts der tatsächlichen Verhältnisse (außer für ausgesprochene Vielfahrer) absurd ist. Vielleicht verwechseln auch viele die allgegenwärtigen teuren “Free Floater” von Share Now oder Miles mit den viel sinnvolleren und viel günstigeren stationsgebundenen Angeboten von Cambio&Co. Hier brauchen wir mehr und bessere Aufklärung, Kostentransparenz fürs eigene Auto und eine flächendeckende Versorgung mit Stationen.
Wenig überraschend ist dagegen die Zurückhaltung gegenüber dem ÖPNV in der Region. Dessen Leistungsfähigkeit ist zu schlecht, die Preise sind zu hoch, um Auto-Gewohnte zum Umsteigen zu bringen. Zumal, wenn man sich die Kosten der eigenen Kiste gerne schönrechnet. Der ÖPNV muss viel besser und viel billiger werden.
Völlig anders sieht es beim Radverkehr aus. 72% sind mit der Infrastruktur in Köln nicht oder gar nicht zufrieden. Das behindert weiteres Wachstum. 78% wünschen sich bessere Radwege als wichtigsten Faktor für die Verkehrswende. Das deckt sich mit Kölns grottenschlechter Note 4,4 beim letzten ADFC-Fahrradklimatest. Machen wir endlich die Straßen sicher und bequem, Hunderttausende potenzielle Radfahrer*innen warten darauf!
Ein paar interessante Aspekte hat die Umfrage noch zu bieten. So setzen sich Frauen generell mehr für die Verkehrswende ein als Männer. Menschen aus dem Umland lieben ihr Auto mehr als Kölner*innen, was verständlich ist. Dem müssen die Konzepte Rechnung tragen. Für 54% ist die Verkehrswende das wichtigste kommunalpolitische Thema überhaupt, gleichauf mit dem Klimawandel. Und satte 41% wollen sich auf keinen Fall mehr ein Auto kaufen.
Alles in allem ein klares Votum der Bevölkerung. Jetzt brauchen wir die politische Veränderung, die dem Rechnung trägt. Am 13.9. ist Kommunalwahl – Mit den Klima Freunden kann man die Verkehrswende in die Gremien wählen.
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