Ein Gastbeitrag von Dr. Volker Ermert

radthumb In nächster Zeit soll die Vogelsanger Straße zwischen Innerer Kanalstraße und Gürtel umgestaltet werden. Dabei soll es unter anderem zur Verbesserung der Situation für Zufußgehende und Radfahrende gehen und es soll die Verkehrssicherheit erhöht werden. Am 8. Oktober 2013 gestaltete die Stadt Köln die erste Informationsveranstaltung zum Umbau der Vogelsanger Straße (siehe auch http://www.stadt-koeln.de/4/verkehr/13092/). Die Planungen sind ein Schritt in die richtige Richtung, da dem Fußverkehr und Grün deutlich mehr Platz verschafft und der Radverkehr attraktiver gestaltet werden soll.

Nun, wo ist das Problem?

Die Vogelsanger Straße droht eine zweite Venloer Straße zu werden. Geplant sind Schutzstreifen, die wegen Platzmangel von Lkw regelmäßig überfahren werden müssten. Hinzu kommt, dass die Schutzstreifen Autos dazu verführen, Radfahrer nicht im notwendigen Abstand von 1,5 Metern zu überholen. Die Querschnittsbreite für die Autos soll gerade mal 5,75 Meter betragen, das heißt, einem Auto stehen etwa 2,80 Meter Platz zur Verfügung. Bei einer Autobreite von cirka 2,30 Meter bleiben also nur noch 50 Zentimeter. Da fehlt also ein ganzer Meter! Da müssten Radfahrende schon ganz rechts fahren und das macht bestimmt nicht jeder.

Gibt es Alternativen zu den Schutzstreifen? Da sieht die Verwaltung nur eine einzige Lösung, nämlich Radfahrstreifen, die Autos und Lkw nicht nutzen dürfen. Da gibt es jedoch ein Platzproblem und so würden diese Streifen den Fußgängerinnen und Fußgängern und dem Grün Raum nehmen.

Sind die Vorstellungen alternativlos? Nein, denn es könnte einfach eine Fahrradstraße eingerichtet werden, bei der Kraftfahrzeuge (Kfz) zugelassen würden. Laut Straßenverkehrsordnung kann eine Fahrradstraße entstehen, wenn alsbald der Radverkehr die Oberhand über den Kfz-Verkehr erreicht. Ohne Fördermaßnahmen ist das freilich schwer möglich, aber eine Fahrradstraße wäre eine Attraktivität für Radfahrerinnen und Radfahrer.

Mit der Fahrradstraße würden mehrere Probleme auf einmal gelöst:

  • Da der Radverkehr den Verkehrsfluss steuert, wird die Geschwindigkeit reduziert (maximal 30 Kilometer pro Stunde), damit die Verkehrssicherheit erhöht und der Lärm reduziert.
  • Der benötigte Platz für Schutzstreifen beziehungsweise Radfahrstreifen fällt weg. Zufußgehende bekommen deshalb mehr Platz und noch mehr Grün ist möglich!
  • Falls gewünscht könnten mehr Parkplätze erhalten werden.

Die Bezirksvertretung Ehrenfeld sollte sich deshalb für eine Fahrradstraße entscheiden! Das wäre zugegebenermaßen ein mutiger Schritt, ist aber eindeutig die beste Lösung. Außerdem ist es wahrscheinlich, dass der Rad- und Fußverkehr (allgemein die sog. Nahmobilität) in der Zukunft mehr und mehr an Bedeutung gewinnen.

Die Vogelsanger Straße sollte nicht nur für uns, sondern auch gerade für künftige Generationen und für eine menschengerechte und lebenswerte Stadt umgestaltet werden!


Unser Gastautor Dr. Volker Ermert wohnt in Ehrenfeld, hat Meteorologie studiert, 2004 sein Diplom abgeschlossen und anschließend zum Thema “Klimawandel und Malaria” promoviert. Seit 2010 ist er Post-Doc an der Uni Köln und arbeitet dort im Institut für Geophysik und Meteorologie für Projekte. Ehrenamtlich engagiert er sich vor allem im Sinne der Nachhaltigkeit und macht beim Klimabündnis Köln, der Critical Mass Köln, dem Energieforum und im Obsthain im Grünen Weg (urbane Agrikultur) mit. Seit September 2012 ist er Beiratsmitglied in der neuen Bewegung Agorà Köln, die eine nachhaltige Transformation Kölns fordert und die den Tag des guten Lebens/Kölner Sonntag der Nachhaltigkeit am 15. September 2013 gestaltet hat. Volker Ermert schrieb bereits mehrere Gastbeiträge zum Thema Verkehr in Köln für DEINE FREUNDE.