Klimaschutz & Mobilität in Köln – Ambitioniertere Konzepte sind erforderlich

Gastbeitrag von Dr. Volker Ermert (Diplom-Meteorologe)

verkehr_stickyDas vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt & Energie erstellte Klimaschutzkonzept der Stadt Köln im Teilbereich Verkehr muss als unzureichend betrachtet werden. Das vorgesehene Konzept zeigt zwar deutlich in die richtige Richtung, weist allerdings nicht die notwendigen Maßnahmen auf, um die zukünftigen Treibhausgase des Verkehrs so zu beschränken, wie es die Zielsetzung des Klimabündnis der Europäischen Städte erfordert. Wirklich neue, ambitioniertere Konzepte müssen im Bereicht Mobilität umgesetzt werden, die Köln umweltverträglicher und deutlich lebenswerter gestalten.

Weniger Fliegen bedeutet eine Chance fürs Klima

Insgesamt ist der Bericht in Hinblick auf die Klimaschutzbemühungen von Köln sehr ernüchternd, da selbst unter dem ambitionierten Klimaszenario des Gutachtens die Emissionen um weitere vier Prozent im Jahr 2020 gegenüber 2006 ansteigen sollen. Das Gutachten sagt nichts darüber aus, wie die Stadt den stark ansteigenden Ausstoß von Treibhausgasen des Flugverkehrs beschränken kann. Als Anteilseigner des Flughafens sollte die Stadt nicht länger zusehen wie der Flugverkehr stetig ansteigt. Der Flughafen darf nicht weiter gefördert werden und beispielsweise muss das Anlocken von Billigfliegern gestoppt werden. Ein Nachtflugverbot könnte schnellstmöglich verhängt werden. Kampagnen sollten die Bürger über die Folgen des Fliegens aufklären und so vom Fliegen abhalten. Darüber hinaus könnten sich die Stadtpolitiker auf Bundesebene für eine hohe Besteuerung von Kerosin einsetzen, um die Attraktivität des Fliegens gegenüber dem Zugverkehr zu reduzieren.

Radfahren lohnt sich

Selbst die von Köln direkt beeinflussbaren Emissionen des motorisierten Individualverkehrs (MIV; das sind zum Beispiel Autos) können laut des Mobilitätskonzeptes nicht in dem Maße reduziert werden, um im Sinne der Selbstverpflichtung des Klimabündnis die Treibhausgase bis 2030 gegenüber 1990 zu halbieren. Das Gutachten verdeutlicht, dass eine signifikante und effektive Reduzierung des CO2-Ausstoßes nur durch die Verlagerung von Anteilen des MIV auf den Umweltverbund (das sind umweltfreundliche Verkehrsarten wie Gehen, Radfahren, Bus und Bahn) erfolgen kann. Den weitaus größten Posten macht laut der Studie die Förderung des Radverkehrs aus. Deshalb sollten Radfahrer und Fußgänger bei der Verkehrsplanung in Zukunft die erste Geige spielen.

Köln könnte viel lebenswerter sein

Wirklich neue, ambitioniertere Konzepte müssen umgesetzt werden. Das Bild einer lebenswerten Stadt, das intelligente Konzepte der Mobilität, des Klimaschutzes und der urbanen Gestaltung vereint, wurde bereits im Oktober 2011 vom plan12-prolog skizziert. Wie Prof. Dr. Heiner Monheim treffend formuliert, benötigen wir einen völlig „neuen Mobilitätsmix für eine nachhaltige, kostensparende, ressourcenschonende, stadt- und umweltverträgliche Mobilitätskultur“, welche einer Großstadt wie Köln „eine Chance auf mehr Lebensqualität“ bietet. Solch eine neue Mobilitätskultur muss schrittweise verwirklicht werden. Köln könnte zum Beispiel bestimmte Straßen oder Stadtviertel komplett für den motorisierten Durchgangsverkehr sperren oder nur noch für das Car-Sharing öffnen. Hierbei könnte die Stadt sich an ihrer Ringstruktur orientieren. Gleichzeitig sollte für das KVB- oder das VRS-Gebiet ein günstiges Generalabo eingeführt und ein optimierter ÖPNV angeboten werden. Solche Maßnahmen würden nachhaltig die Anteile des Umweltverbundes steigern und zu einer deutlichen Senkung der Treibhausgasemissionen führen. So könnte Köln für Großstädte neue Maßstäbe und sich an die Spitze des Klimaschutzes in Deutschland setzen.


Unser Gastautor Dr. Volker Ermert ist 35 Jahre alt, wohnt in Ehrenfeld, hat Meteorologie studiert, 2004 sein Diplom abgeschlossen und anschließend zum Thema „Klimawandel und Malaria“ promoviert. Seit 2010 ist er Post-Doc an der Uni Köln und arbeitet dort im Institut für Geophysik und Meteorologie für ein EU-Projekt. Ehrenamtlich engagiert er sich vor allem im Sinne der Nachhaltigkeit und macht beim Klimabündnis Köln, der Critical Mass Köln, dem Energieforum und im Obsthain im Grünen Weg (urbane Agrikultur) mit.


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