Die einen sagen ihre Impftermine ab, weil sie irgendwo gelesen oder gehört haben, dass der AstraZeneca-Impfstoff nicht ganz so toll sein soll, wie der von Biontech/Pfizer. Was übrigens falsch ist, wie diverse Virologen inzwischen versichern. Herr Drosten erklärt in Podcast-Folge #76, wie es zu diesen Fehlinterpretationen von Teilen von Studien kommen konnte. Dann liegt der kostbare Impfstoff erst einmal ungebraucht im Impfzentrum herum.
Andere warten sehnsüchtig darauf und bekommen einfach keinen Impftermin. Davon gibt es sehr viele. Zum Beispiel chronisch Nierenkranke, die seit 08.02.21 in die Gruppe 2 (hohe Priorität) gerutscht sind, wofür die Fachverbände lange gekämpft haben. Dazu muss man wissen, dass Dialysepatient*innen und Transplantierte nach neuen Studien eine Corona-Sterblichkeit von über 25 % haben, weit höher als Hochbetagte. Eigentlich gehörten diese Patienten in die Risikogruppe 1. Aber immerhin sie sind sie ja nun dran. So sollte man meinen.
Auf den entsprechenden Internet-Seiten der Kassenärztlichen Vereinigung werden allerdings weiterhin nur Termine für über 80jährige angeboten. Ebenso bei der Telefon-Hotline. Ein Aufruf der FAQ-Seite des Bundesgesundheitsministeriums funktioniert nicht.
Das Problem: Offenbar braucht es zunächst eine Impfeinladung vom Landesgesundheitsminister. Diese werden „in Absprache mit den Kommunen“ offenbar an die Gruppen verschickt, die nun neu in die Impfliste gerutscht sind: medizinisches Personal, Feuerwehrleute, Lehrer*innen, Kita-Personal etc. Jüngere Hochrisikopatienten wie zum Beispiel die chronisch Nierenkranken scheinen nicht dabei zu sein. Das heißt im Klartext, dass die (bundesweit) rund 80.000 Dialysepatient*innen weiter komplett ignoriert werden bei der Vergabe eines Impftermins.
Das war nur ein Beispiel dafür, wo wir gerade stehen, jetzt wo es in Köln täglich gerade einmal 500 Dosen AstraZeneca-Impfstoff gibt. Am Mittwoch konnten davon übrigens nur 120 verimpft werden, weil 380 Menschen ihren Termin abgesagt haben. Die gehörten offensichtlich nicht zur Risikogruppe. Vielleicht sollte das Impf-Management der Stadt Köln mal darüber nachdenken, die Impfdosen dorthin zu bringen, wo sie auch benötigt werden, z. B. in die Dialysezentren, wo sie direkt von den Ärzten verimpft werden könnten.
Eine andere Frage ist, ob sich schon mal jemand Gedanken darüber gemacht hat, wie die Terminvergabe im 2. Quartal vonstatten gehen soll? Laut tagesschau.de wird im 1. Quartal mit ca. 18 Mio. Impfdosen gerechnet. Im 2. Quartal sollen es dann schon 77 Mio. Dosen sein.
Quellen:
- Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (Nierenheilkunde) zum Stand der Covid-Impfungen in Deutschland: https://www.dgfn.eu/sars-cov-2-impfung-von-dialysepatienten-aktueller-stand.html
- Neue Studien zu den speziellen Risiken für Nierenkranke
- Epidemiologisches Bulletin des Robert Koch Instituts vom 14.1.21 mit teilweiser Neubewertung von chronischen Vorerkrankungen wie Nierenerkrankungen, Diabetes, Adipositas: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2021/Ausgaben/02_21.pdf?__blob=publicationFile
Autoren: Elke, Klaus
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