Ein Freitag im Februar. Mitten in Ehrenfeld, 12 Uhr in der Gutenbergstraße. Ein Rollstuhlfahrer und seine Begleitung rangieren sich vorsichtig am Auto entlang. Wir dürfen das fotografieren. Die beiden sind resigniert: “Das ist unsere Realität, jeden Tag. An manchen Stellen kommen wir gar nicht mehr durch. Jeder Gang ist ein einziger Spießrutenlauf.” Wie der Zufall manchmal so will: Die beiden sind kaum fünf Minuten fort, läuft ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes die Straße entlang. Dem zeigen wir das Bild. Der gute Mann schaut sich das Bild an und sagt: “Was wollen Sie denn, der kam doch durch. Wenn es zu eng ist, muss man halt auf die Straße ausweichen. Wer steckenbleibt, soll das Ordnungsamt anrufen. Wir kommen dann ‘raus und schleppen ab.” Eine Verwarnung oder gar ein Knöllchen bekommt der PKW nicht. “Wenn der Wagen weiter auf der Straße steht, kommt ja kein Feuerwehrwagen mehr durch. Dann verbrennen Menschen. Sind Sie dann zufrieden – Hauptsache, Sie haben freie Gehwege?” Echt jetzt? Wollen wir so leben, alle miteinander im Veedel? Vorrang für Autos vor Menschen?

Es geht hier nicht um die Frage, wer wo parken soll. Es geht um die Frage, wie wir miteinander umgehen, wo und wie wir uns begegnen. Inwiefern wir in einer lebenswerten Stadt leben wollen. Und ob wir uns gegenseitig den Raum zur Entfaltung geben. Auch in einer dichter werdenden Stadt. Ob wir weiter wie bisher 90% der öffentlichen Flächen in unseren Städten den Autos überlassen wollen. Oder ob wir finden, dass Menschen Vorrang vor Autos haben.

Ein interessanter Beitrag über den Zusammenhang von Mobilität und Kommunikation ist von http://www.huffingtonpost.de/gerd-landsberg/die-zukunftsstadt-ist-fahrradcity_b_10913000.html